Aufwandsentschädigung bei der Plasmaspende in Deutschland
Ein umfassender Leitfaden zu rechtlichen Grundlagen, Höhe und ethischen Aspekten der Aufwandsentschädigung bei der Plasmaspende in Deutschland.

Die Plasmaspende ist ein essenzieller Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems, da aus humanem Plasma lebenswichtige Medikamente hergestellt werden. Ein zentraler Aspekt, der potenzielle Spender interessiert, ist die Aufwandsentschädigung. Anders als in vielen anderen Ländern ist in Deutschland eine finanzielle Entschädigung für den Aufwand bei der Plasmaspende üblich und gesetzlich geregelt.
Rechtliche Grundlagen der Aufwandsentschädigung
Das Transfusionsgesetz als Basis
Die rechtliche Grundlage für die Aufwandsentschädigung bei Plasmaspenden in Deutschland bildet vorrangig das Transfusionsgesetz (TFG). In §10 des TFG ist klar geregelt:
"Die Spendeentnahme soll unentgeltlich erfolgen. Der spendenden Person kann eine Aufwandsentschädigung gewährt werden, die sich an dem unmittelbaren Aufwand je nach Spendeart orientieren soll."
Diese Formulierung betont den wichtigen Unterschied zwischen einer Bezahlung für die Spende selbst und einer Entschädigung für den damit verbundenen Aufwand.
Weitere regulatorische Rahmenbedingungen
Neben dem Transfusionsgesetz bilden auch das Arzneimittelgesetz (AMG) sowie die Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Richtlinie Hämotherapie) der Bundesärztekammer wichtige rechtliche Grundlagen für die Plasmaspende in Deutschland.
Die Richtlinien der Aufwandsentschädigung werden vom Gesetzgeber und vom Arbeitskreis Blut des Robert-Koch-Instituts festgelegt. Diese Institutionen setzen die Grenzen, innerhalb derer sich die Spendeeinrichtungen bei ihrer Entschädigungspraxis bewegen dürfen.

Das Konzept der Aufwandsentschädigung
Definition und Zweck
Die Aufwandsentschädigung bei Plasmaspenden dient als Ausgleich für den Zeitaufwand und den persönlichen Einsatz, den Spenderinnen und Spender auf sich nehmen. Sie deckt verschiedene Aspekte ab, die mit dem Spendevorgang verbunden sind:
- Den zeitlichen Aufwand für die Spende selbst (typischerweise 45 Minuten)
- Die An- und Abreise zum Spendezentrum
- Kosten für Verkehrsmittel oder Parkgebühren
- Weitere persönliche Ausgaben im Zusammenhang mit der Spende
Ethische Überlegungen
Die Praxis der Aufwandsentschädigung bei Plasmaspenden wird manchmal unter ethischen Gesichtspunkten diskutiert. Ein häufig angeführtes Argument gegen finanzielle Entschädigungen ist die Befürchtung, dass Spender zu falschen Angaben über ihren Gesundheitszustand verleitet werden könnten.
Eine Studie des Robert-Koch-Instituts konnte diesen Zusammenhang jedoch nicht bestätigen und kam zu dem Schluss, "dass die Aufwandsentschädigung keinen Einfluss auf die Sicherheit von Blutspenden hat."
Interessanterweise zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass sogenannte "doppelt altruistische" Anreize, bei denen für eine unentgeltliche Blut- oder Plasmaspende eine finanzielle Gegenleistung für einen gemeinnützigen Zweck gespendet wird, die Spendenbereitschaft erhöhen können.
Höhe und Berechnung der Aufwandsentschädigung
Übliche Beträge und Berechnungsgrundlagen
Die Höhe der Aufwandsentschädigung variiert je nach Spendeeinrichtung, liegt aber typischerweise zwischen 25 und 40 Euro pro Plasmaspende. Bei manchen Einrichtungen wie Haema beträgt die pauschale finanzielle Entschädigung 25 Euro je Plasmaspende.
In der Regel richtet sich die Höhe der Aufwandsentschädigung nach der Menge des gespendeten Plasmas, die wiederum vom Körpergewicht des Spenders abhängt.
Im Gegensatz zur Plasmaspende gibt es für die Vollblutspende häufig eine einheitliche Aufwandsentschädigung, unabhängig von der gespendeten Menge. Diese unterschiedliche Handhabung spiegelt die verschiedenen Verfahren und den unterschiedlichen Zeitaufwand wider.
Preisbildung für Blutplasma
Interessanterweise unterliegen die Preise für Blutplasma in Deutschland keiner staatlichen Einflussnahme. Vielmehr werden "die Preise für die hergestellten Blutprodukte von den einzelnen Blutspendeeinrichtungen individuell festgelegt." Dem Bundesministerium für Gesundheit liegen nach eigenen Angaben keine Informationen zu den aktuellen Preisen von Blutplasma sowie zur Preisentwicklung in den vergangenen Jahren vor.
Bonusprogramme und zusätzliche Anreize
Treueprogramme
Zusätzlich zur regulären Aufwandsentschädigung bieten viele Spendeeinrichtungen attraktive Bonusprogramme an, um einen weiteren Anreiz zur regelmäßigen Plasmaspende zu geben.
Spender-werben-Spender
Wenn ein bestehender Spender einen neuen Spender wirbt, erhält der werbende Spender in der Regel einen Bonus. Diese Programme sollen dazu beitragen, neue Spender zu gewinnen.
Saisonale Aktionen
Bei manchen Zentren können Spender an zeitlich variierenden Bonusaktionen teilnehmen und bei erfolgreicher Teilnahme einen zusätzlichen Betrag erhalten.
Bedeutung der Aufwandsentschädigung
Medizinische Bedeutung von Plasmaspenden
Plasmaspenden sind von immenser Bedeutung für das Gesundheitswesen, da aus dem gespendeten Plasma lebenswichtige Medikamente hergestellt werden. "Ohne menschliches Plasma können keine lebensrettenden Medikamente produziert werden. Medikamente, auf die Unfallopfer, Menschen mit einem angeborenen Immundefekt oder so genannte 'Bluter' dringend angewiesen sind." Daher ist es nur fair, die Spender für ihren Aufwand zu entschädigen.
Einfluss der Aufwandsentschädigung auf das Spendeaufkommen
Umfragen unter Spendern haben wiederholt gezeigt, "dass viele ohne Aufwandsentschädigung seltener oder gar nicht mehr zur Spende kommen würden." Dies deutet darauf hin, dass die Aufwandsentschädigung eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Blutplasma spielt.
Ohne diese finanzielle Entschädigung "könnte es also Probleme bei der Versorgung von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten mit Blutprodukten geben."
Eine deutsch-amerikanische Studie kam zu dem Ergebnis, dass Anreize wie eine finanzielle Gegenleistung oder eine Freistellung während der Arbeitszeit für eine Steigerung der Spenderzahlen sorgen können, insbesondere "bei Personen, die sich noch nicht mit der Problematik von Blutspenden auseinandergesetzt haben."
Neue Entwicklungen und Zukunftsperspektiven
Telemedizinische Verfahren bei der Plasmaspende
Eine bedeutende Entwicklung im Bereich der Plasmaspende ist der Einsatz telemedizinischer Verfahren. Mit der Änderung des Transfusionsgesetzes vom 11. Mai 2023 hat der Gesetzgeber geregelt, "dass der Einsatz telemedizinischer Verfahren bei der Durchführung von Blut- und Plasmaspenden zulässig ist." Diese Neuerung soll dem Mangel an ärztlichem Fachpersonal in den Spendeeinrichtungen Rechnung tragen.
Nachhaltigkeitsaspekte
Die Plasmaspende und ihre angemessene Vergütung stehen im Einklang mit dem Leitprinzip der Bundesregierung zur nachhaltigen Entwicklung hinsichtlich Gesundheit, Lebensqualität, sozialem Zusammenhalt und sozialer Verantwortung. Die Förderung der Plasmaspende "unterstützt konkret die Zielstellung des Nachhaltigkeitsziels 3 'Gesundheit und Wohlergehen' der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie durch die Förderung der Versorgung der Bevölkerung mit Blut- und Plasmaprodukten."
Zusammenfassung
Die Aufwandsentschädigung bei Plasmaspenden in Deutschland ist ein wichtiger Bestandteil des Systems zur Gewinnung von Blutplasma und steht auf einer soliden rechtlichen Grundlage. Sie dient nicht als Bezahlung für das gespendete Plasma, sondern als faire Kompensation für den Zeit- und Ressourcenaufwand der Spender.
Die wissenschaftliche Evidenz deutet darauf hin, dass diese Entschädigungspraxis keinen negativen Einfluss auf die Sicherheit der Blutprodukte hat, sondern vielmehr dazu beiträgt, eine ausreichende Versorgung mit lebenswichtigen Plasmaprodukten sicherzustellen.
Angesichts der medizinischen Bedeutung von Plasmaprodukten und der Notwendigkeit, genügend Spender zu gewinnen, erscheint die Praxis der Aufwandsentschädigung als ein angemessenes und ethisch vertretbares Instrument.

Dr. med. Sarah Weber
Fachärztin für Transfusionsmedizin